Transdisciplinarity (German)

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Note: This is the German version of this entry. The original, English version can be found here: Transdisciplinarity. This entry was translated using DeepL and only adapted slightly. Any etymological discussions should be based on the English text.

Kurz und knapp: Transdisziplinarität ist ein Forschungsmodus, der häufig in der Nachhaltigkeits- und Transformationsforschung angewendet wird und sich auf die Kollaboration zwischen akademischen und nicht-akademischen Akteuren mit einer lösungsorientierten Perspektive fokussiert. Der folgende Eintrag stellt den Ansatz, seine Charakteristika und die vorherrschenden Herausforderungen vor und veranschaulicht die Anwendung anhand von Beispielen.

Multi-, Inter- und Transdisziplinarität

Um Transdisziplinarität zu verstehen, ist sie zunächst von Multidisziplinarität und Interdisziplinarität zu unterscheiden. Dies ist insbesondere beim Vergleich deutschsprachiger und englischsprachiger Ressourcen relevant: Das US-amerikanische Verständnis von Transdisziplinarität ist eher mit Interdisziplinarität vergleichbar, während der deutschsprachige Diskurs auf folgenden Unterscheidungen beruht.

Verschiedene Formen von disziplinärer Kooperation. Quelle.
  • Multidisziplinarität dreht sich um die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen akademischen Disziplinen für ein Forschungsvorhaben. Die Forscher*innen untersuchen dasselbe Thema in einer parallelen Struktur und haben alle ihre unterschiedlichen Ziele und Forschungsfragen. Sie teilen ihr Wissen und vergleichen ihre Ergebnisse und können ihre Ergebnisse auch in einem großen Bericht zusammenfassen, aber die disziplinären Grenzen bleiben grundsätzlich bestehen. (Stock & Burton 2011)
  • Interdisziplinarität ist ein Forschungsmodus, der ein höheres Maß an Zusammenarbeit zwischen Forscher*innen aus verschiedenen, oft eher unverbundenen Disziplinen vorsieht. Disziplinäre Standpunkte werden überquert und integriert, um neue Perspektiven zu entwickeln, um neues Wissen zu schaffen oder bestehendes, disziplinäres Wissen neu zu bewerten. So können beispielsweise Politikwissenschaftler*innen und Ökolog*innen zusammenkommen, um gemeinsam ein umweltpolitisches Thema zu untersuchen. (Stock & Burton 2011)
  • Transdisziplinarität kann als der nächst höhere Schritt angesehen werden. Transdisziplinarität ist "ein reflexives, integratives, methodengesteuertes wissenschaftliches Prinzip, das auf die Lösung oder den Übergang gesellschaftlicher Probleme und gleichzeitig verwandter wissenschaftlicher Probleme durch Differenzierung und Integration von Wissen aus verschiedenen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Wissensbeständen abzielt" (Lang et al. 2012, S.26-27). Die wichtigsten Merkmale sind hier:
    • die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Gesellschaft in einem wechselseitigen Lern- und Forschungsprozess, in dem Interessenvertreter*innen (Politiker*innen, Unternehmer*innen, NGO-Vertreter*innen, Bürger*innen usw.) in allen Phasen einbezogen werden, d.h. bei der Formulierung des Problems, der Entwicklung möglicher Lösungen und der Schaffung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse, wobei der Schwerpunkt darauf liegt, dass diese Interessenvertreter*innen ihre spezifischen Kenntnisse und Erfahrungen einbringen, um die Forschungsperspektive zu erweitern;
    • die Konzentration auf Probleme der realen Welt, wie z.B. Fragen nachhaltiger Entwicklung, die nicht nur die akademische Sphäre, sondern auch die Wirtschaft, Kultur und Politik stark beeinflussen und interessieren; sowie
    • die Entwicklung von Lösungen für die untersuchten Probleme, die sowohl in wissenschaftliche als auch in praktische Diskurse und Handlungen übertragbar sind (Stock & Burton 2011, Lang et al. 2012, Arnold & Piontek 2018, Mauser et al. 2013; Ruppert-Winkel et al. 2015).

Warum sollte sich (Nachhaltigkeits-)Forschung mit der Öffentlichkeit auseinandersetzen?

Im Laufe der letzten Jahrhunderte und Jahrzehnte hat die Differenzierung und Institutionalisierung der wissenschaftlichen Disziplinen es der Wissenschaft ermöglicht, spezifizierte konzeptuelle und methodische Fachkenntnisse zu entwickeln und zu vertiefen und eine eigene Sprache und eigene Themen zu schaffen, die es diesen Disziplinen ermöglicht haben, eine Fülle von aufschlussreichem Wissen und Orientierungshilfen für die Gesellschaft bereitzustellen (Stock & Burton 2011). Es wurde jedoch zunehmend erkannt, dass disziplinäre Standpunkte und Ansätze möglicherweise nicht mehr ausreichen, um die vorherrschenden Herausforderungen zu lösen, die sich über mehrere wissenschaftliche und gesellschaftliche Bereiche erstrecken. Beispiele hierfür sind ökologische Bedrohungen wie der Verlust der biologischen Vielfalt oder sozio-technologische Herausforderungen wie die Digitalisierung, die die Schaffung neuer theoretischer und empirischer wissenschaftlicher Erkenntnisse, aber auch handlungsorientierte Lösungen erfordern, die in Politik, Wirtschaft, Bildung, Kultur usw. Anwendung finden können. Mit seiner bahnbrechenden Veröffentlichung aus dem Jahr 1994 führte Michael Gibbons den Begriff der "Mode-2"-Forschung ein, der diese neu entstehende Form der wissenschaftlichen Untersuchung hervorhebt, die "gekennzeichnet ist durch eine engere Interaktion zwischen wissenschaftlichen, technologischen und industriellen Modi der Wissensproduktion, durch die Schwächung disziplinärer und institutioneller Grenzen, durch das Entstehen mehr oder weniger vorübergehender Cluster von Experten, die sich oft um große Projekte verschiedener Art gruppieren, und durch die Erweiterung der Kriterien der Qualitätskontrolle und durch eine verstärkte soziale Verantwortlichkeit" (Gibbons 1994, S.68).

Multi- und interdisziplinäre Forschungsmodi (siehe oben) lösen sich bereits teilweise von disziplinären Grenzen, indem Wissen geteilt und gemeinsam erzeugt wird, aber transdisziplinäre Forschung repräsentiert diese neue Form der Wissensproduktion am besten. Mode-2-Forschung und transdisziplinäre Forschung werden daher oft synonym verwendet. Transdisziplinäre Forschung ermöglicht nicht nur die Schaffung von Systemwissen (Ist-Zustand) und Zielwissen (Soll-Zustand), sondern vor allem von Transformationswissen (wie man dorthin gelangt), das die Anforderungen und Voraussetzungen aller relevanten Akteur*innen berücksichtigt. Transdisziplinäre Forschung ist daher besonders dort von Interesse, wo es an praktischem Wissen über ein spezifisches Problem mangelt, Lösungswege noch nicht bekannt sind und während der gesamten Entwicklung von Lösungen gesellschaftlicher Aushandlungsbedarf besteht. (Arnold & Piontek, S.145f)

Transdisziplinäre Forschung ist für die Nachhaltigkeitswissenschaft von besonderer Bedeutung und hat auf diesem Gebiet in den letzten Jahren immense Anerkennung erfahren. "Nachhaltigkeit ist von Natur aus auch transdisziplinär" (Stock & Burton 2011, S.1091), da sie auf der Prämisse der Lösung von Problemen der realen Welt aufbaut, die tief in ökologische, politische, wirtschaftliche und soziale Prozesse und Strukturen eingebettet sind und daher ohne die Auseinandersetzung mit diesen Sphären nicht verstanden und gelöst werden können (Kates et al. 2015). Transdisziplinäre Forschung ist ein geeigneter Ansatz für die Nachhaltigkeitswissenschaft, da sie es ermöglicht, das Wissen relevanter Interessengruppen einzubeziehen, die normativen Dimensionen gesellschaftlicher Bestrebungen - nämlich divergierende Normen, Ziele und Visionen verschiedener gesellschaftlicher Bereiche - zu berücksichtigen und die Legitimität, Eigenverantwortung und Rechenschaftspflicht für die gemeinsam entwickelten Lösungen zu erhöhen (Lang et al. 2012; Stock & Burton 2011). Der integrative transdisziplinäre Ansatz hebt systemische Wechselwirkungen hervor, ermöglicht ein besseres Verständnis komplexer Fragen und liefert besseres Wissen, um sozial robuste und anwendbare, effektive Lösungen zu entwickeln (Lang et al. 2012; Mauser et al. 2015).

Wie funktioniert transdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung?

Wir werden uns hier auf das idealtypische Modell beziehen, das von Lang et al (2012) vorgestellt wurde. Es führt einen in drei Phasen gegliederten konzeptionellen Leitfaden ein, wie transdisziplinäre Forschung für die Nachhaltigkeitswissenschaft idealerweise durchgeführt werden sollte. Im Folgenden werden die relevanten Schritte jeder Phase sowie allgemeine Prinzipien für den gesamten Prozess aufgeführt. Der vorgestellte Prozess ist rekursiv: Sowohl in der wissenschaftlichen als auch in der gesellschaftlichen Praxis auftretende Probleme werden in den transdisziplinären Forschungsansatz integriert. Nach der Realisierung der drei Phasen werden die neu generierten Erkenntnisse und Lösungen wieder in diese beiden Sphären integriert, wo sie angewendet und konsolidiert werden. Letztlich ergeben sich neue Herausforderungen, die eine erneute transdisziplinäre Zusammenarbeit erfordern.

Das ideal-typische Modell

Das ideal-typische Modell transdisziplinärer Nachhaltigkeitsforschung. Quelle: Lang et al. 2012

Phase A

  • Ein gemeinschaftliches Forschungsteam aufbauen.
  • Gemeinsame Verständnisse und Definitionen des Problems schaffen.
  • Gemeinsam Forschungsobjekte und -ziele, Forschungsfragen und Erfolgskriterien definieren.
  • Einen methodischen Rahmen entwerfen.

Phase B

  • Rollen und Verantwortlichkeiten zuweisen.
  • Forschungsmethoden und -einstellungen anwenden, um das beabsichtigte Wissen zu schaffen.

Phase C

  • Zweidimensionale Integration realisieren.
  • Produkte für beide Parteien (gesellschaftlich und wissenschaftlich) erzeugen.

Allgemeine Grundsätze.

  • Eine kontinuierliche Evaluierung ermöglichen.
  • Konfliktkonstellationen entschärfen.
  • Zugang und Interesse für die Teilnahme aller Akteur*innen sicherstellen.

Herausforderungen

Es gibt eine Vielzahl potenzieller Tücken, die das Erreichen des idealtypischen Modells erschweren.

  • Mauser et al. (2013) merken an, dass die Rollen und Verantwortlichkeiten aller beteiligten Akteur*innen von Anfang an geklärt und bestehende Ungleichheiten beseitigt werden müssen. Ferner merken sie an, dass integrierte Forschungsmodi neue Methoden und Konzepte, neue institutionelle Arrangements, organisatorische Kompetenzen und maßgeschneiderte Finanzierungsmöglichkeiten erfordern. Die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Gesellschaft erfordert reflexive Lernprozesse, geeignete Kommunikationsmittel und auch eine Reflexion über die Rolle der Wissenschaft im Gesamtunternehmen. Sie machen auch deutlich, dass es möglicherweise eine allgemeine systemische Trägheit gegenüber Veränderungen gibt, die es zu überwinden gilt.
  • Lang et al. (2012) nennen verschiedene Schwierigkeiten bei der Formulierung von Problemen (mangelndes Problembewusstsein, unausgewogene Verantwortung für Probleme), prozessuale Probleme (unzureichende Legitimität der beteiligten Akteur*innen, widersprüchliche methodische Standards, mangelnde Integration (Wissen, Strukturen, Kommunikation), diskontinuierliche Beteiligung) sowie Herausforderungen bei der Entwicklung von Lösungen (Mehrdeutigkeit der Ergebnisse, Angst vor dem Scheitern, begrenzte Lösungsmöglichkeiten, mangelnde Legitimität transdisziplinärer Ergebnisse, Ausnutzung verzerrter Forschungsergebnisse, Probleme bei der Nachverfolgung von Auswirkungen). Auch "aus einer konventionelleren Forschungsperspektive könnten Wissenschaftler*innen skeptisch sein in Bezug auf Reliabilität, Validität und andere erkenntnistheoretische und methodologische Aspekte kollaborativer Forschung (Glaubwürdigkeit). Praktiker*innen und Interessenvertreter*innen hingegen könnten hinsichtlich der praktischen Relevanz der Ergebnisse skeptisch sein (Salienz)." (Lang et al. 2012)
  • Hall & Rourke (2014) erläutern die kommunikativen Herausforderungen und behaupten, dass "nicht alle Herausforderungen, die TDSS [transdisziplinäre Nachhaltigkeitswissenschaft] bedrohen, Kommunikationsherausforderungen sind, aber Kommunikationszusammenbrüche jede von ihnen verschlimmern können. Aufgrund ihrer zentralen Bedeutung müssen die Mitarbeiter*innen darauf achten, eine gesunde Kommunikationsdynamik zu kultivieren; angesichts der vielen Perspektiven, die in einem typischen TDSS-Projekt involviert sind, wird dies jedoch nicht einfach sein. Diese Projekte begegnen komplexen Problemen mit komplexen Antworten, was die Notwendigkeit mit sich bringt, flexibel zu bleiben und auf die Anforderungen der Teilnehmer*innen zu reagieren, sowie die Notwendigkeit, den Ansatz zu modifizieren, wenn neue Informationen und Werte auftauchen." Sie benennen kommunikative Herausforderungen insbesondere bei der Formulierung von Problemen (Ausschluss wichtiger Perspektiven, unterschiedliche Sichtweisen auf das Problem) und der Durchführung der Forschung (Unwilligkeit, persönliche Perspektiven zu teilen, Unvermögen, Unterschiede in den individuellen Annahmen zu erkennen oder zu artikulieren, Unsicherheiten und unvollständiges oder inkompatibles Wissen, begrenzte kognitive Fähigkeiten zur Integration individuellen Teilwissens).

Methoden transdisziplinärer Forschung

Für transdisziplinäre Arbeit sind mehrere wissenschaftliche Methoden nützlich. Viele Methoden, die in der TD-Forschung verwendet werden, stellen einzelne Elemente einer breiteren transdisziplinären Untersuchung dar, wie z.B. Interviews, die in einem ersten Schritt der Konsultation eingesetzt werden können. Andere Methoden stammen jedoch spezifisch aus transdisziplinären Bestrebungen oder sind stark mit diesen verbunden. Zu diesen gehören:

  • Visioning sowie Scenario Planning, die transdisziplinär angelegt sind.
  • Reallabore sind Forschungsumgebungen, die transdisziplinäre Forschung ermöglichen.
  • Multi-Attribute Utility Theory (MAUT) kann eingesetzt werden, um Szenarien zu bewerten.
  • Citizen Science kann auch transdisziplinär angelegt sein.

Skills & Tools

Verschiedene Skills & Tools können transdisziplinäre Forschung unterstützen und dabei helfen, einige der zuvor genannten Herausforderungen zu umgehen. Dazu gehören:

Agency

Die Wahl der Methoden für TD-Forschung ist auch relevant für das Level an Agency und Teilhabe, das den nichtwissenschaftlichen Akteur*innen im Prozess ermöglicht wird. Man kann vier Handlungsebenen unterscheiden, auf denen gesellschaftliche Akteure an der wissenschaftlichen Forschung beteiligt sind (siehe auch Brandt et al. 2013):

  • Information: Stakeholder*innen werden über wissenschaftliche Erkenntnisse informiert, beispielsweise in Form von Politikempfehlungen, die das Wissen umsetzbar machen. Dies ist die häufigste Form der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Gesellschaft.
  • Konsultation: Ein eindirektionaler Informationsfluss von Praxisakteur*innen (Stakeholder*innen) zur Forschung, zumeist in Form von Fragebögen oder Interviews, als Input oder Feedback zu geplanter oder laufender Forschung. Stakeholder*innen liefern Informationen, die für die Forschenden von Interesse sind, aber sie sind nicht aktiv am wissenschaftlichen Prozess beteiligt.
  • Kollaboration: Stakeholder*innen kooperieren mit der Wissenschaft, z.B. durch eine der oben genannten Methoden, um gemeinsam ein bestimmtes Problem zu formulieren und zu lösen.
  • Empowerment: Die höchste Form der Einbindung nicht-wissenschaftlicher Akteur*innen in der Forschung, bei der marginalisierte oder unterdrückte Stakeholder*innen in die Lage versetzt werden, selbstständig Entscheidungen zu treffen und Lösungen zu entwickeln. Empowerment geht über die einfache Zusammenarbeit hinaus, da es den Stakeholder*innen die Fähigkeit vermittelt, sich selbst mit Problemen auseinanderzusetzen, anstatt die Wissenschaft bei jedem auftretenden Problem neu miteinzubeziehen.

Die folgenden Beispiele zeigen auf, wie die ausgewählten Methoden kombiniert werden können und wie sie sich auf die Agency beziehen.

Beispiele

Das Forschungsprojekt "Besatzfisch". [Quelle]
  • Das Forschungsprojekt "Besatzfisch" ist ein gutes Beispiel für ein langfristiges transdisziplinäres Forschungsprojekt, das sich mit unterschiedlichen methodischen Ansätzen beschäftigt. In diesem vierjährigen Projekt wurde versucht, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Rolle und die Auswirkungen des Besatzfischs in natürlichen Ökosystemen zu verstehen. Zunächst wurden Fische in die Ökosysteme eingeführt und die nachfolgende Populationsdynamik qualitativ und quantitativ gemessen, vieles davon gemeinsam mit den kooperierenden Anglern ("Kooperation"). Zweitens wurden die Angler*innen über die Größe der Fischpopulationen und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen befragt (Konsultation), bevor die Daten mit Hilfe von monetären Modellen analysiert wurden. Drittens wurden Entscheidungsprozesse auf der Grundlage von Gesprächen mit den Angler*innen modelliert und ihre mentalen Modelle über das Angeln ausgewertet (Konsultation). Viertens wurden partizipative Workshops durchgeführt, um die Angler bei der Optimierung ihrer Fischgründe zu unterstützen (Empowerment). Fünftens wurden auf der Grundlage der bisherigen empirischen Ergebnisse sozial-ökologische Modelle entwickelt (Konsultation). Zuletzt werden die Projektergebnisse in verschiedenen Medien für unterschiedliche Zielgruppen veröffentlicht (Information).
  • Ein weiteres interessantes Beispiel ist der Artikel "Kombination von partizipativer Szenarioplanung und Systemmodellierung zur Identifizierung von Treibern der zukünftigen Nachhaltigkeit auf der mongolischen Hochebene". Um mögliche zukünftige sozial-ökologische Entwicklungen in der Mongolei abzuschätzen, führten die Forscher*innen zunächst einen Workshop mit Interessenvertreter*innen durch, hauptsächlich aus dem akademischen Bereich, aber mit unterschiedlichen disziplinären Hintergründen, und einigen wenigen nicht-wissenschaftlichen Akteur*innen. In diesem Workshop wurden zunächst die Schlüsselelemente identifiziert, die die nachhaltige Entwicklung in der Region beeinflussen. Schritt für Schritt wurden diese dann in eine Rangfolge gebracht, um kritische Unsicherheiten zu identifizieren, die zur Entwicklung potenzieller Zukunftsszenarien führten ("Konsultation"). Auch die Meinungen der Interessenvertreter*innen zum Workshop wurden später durch Interviews bewertet, was auf positive Auswirkungen auf ihre Arbeit und Perspektiven hinwies ("Empowerment"). Die Erkenntnisse aus den Workshops wurden von den Forscher*innen in systemdynamische Modelle übersetzt, die von den Interessenvertreter*innen iterativ rückgekoppelt wurden (Konsultation), was zu einem endgültigen Modell führte (Information). Dieser Ansatz war nicht rein transdisziplinär, sondern illustriert vor allem einen beispielhaften transdisziplinären Arbeitsablauf.
  • In dem Artikel ""Entwicklung eines optimierten Zuchtziels für österreichische Mutterschweinrassen unter Verwendung eines partizipativen Ansatzes" beschreiben die Autor*innen einen partizipativen Ansatz, der durchgeführt wurde, um neue Indikatoren (Merkmale) für die Tiergesundheit in der Schweinezucht in Österreich zu entwickeln. Zunächst wurden Vorschläge für neue Indikatoren zur Überarbeitung der aktuellen Politik von den Direktor*innen der Koalition der Schweinezüchter*innen sowie in einem wissenschaftlich geleiteten Workshop mit Züchter*innen und Mitarbeiter*innen der Koalition gesammelt (Konsultation). Die Ergebnisse wurden auf der Grundlage einer Literaturstudie und einer wissenschaftlichen Konsultation bewertet. Anschließend wurden die Ergebnisse zur Rückmeldung zurück übermittelt, in den Betrieben getestet und in weiteren transdisziplinären Workshops ("Konsultation") verfeinert. Als nächstes wurden die Schweinezüchter*innen gebeten und geschult, die neuen Merkmale ein Jahr lang (Zusammenarbeit) in einem Citizen Science-ähnlichen Ansatz zu erfassen. Es zeigte sich, dass dieser Prozess die Qualität der Forschungsdaten verbessern und gleichzeitig neues Wissen und neue Fähigkeiten für die Züchter*innen generieren konnte (Empowerment). Die gesammelten Daten wurden von den Wissenschaftlern rückgekoppelt und sollten zu politischen Empfehlungen führen (Information).

Offene Fragen und zukünftige Entwicklungen

Der sprichwörtliche Elfenbeinturm wird durch transdisziplinäre Forschung hinterfragt. Quelle: Sciblogs.

Die Zukunft der transdisziplinären Forschung ist vielversprechend. Allerdings sind noch große Hürden zu überwinden. Dazu gehören

  • die Frage, wie bereit die Wissenschaft ist, den sprichwörtlichen "Elfenbeinturm" zu verlassen und mit politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Akteur*innen in Kontakt zu treten,
  • die Notwendigkeit von mehr Erfahrungen und praktischer Anleitung, wie die oben genannten Herausforderungen bei der Durchführung transdisziplinärer Forschung gelöst werden können (Integration von Wissen, Ausgleich von Interessen und Methoden, Kommunikation und gegenseitiges Lernen, gemeinsame Entwicklung von Lösungen),
  • pädagogische Ansätze, die transdisziplinäres Denken und Arbeiten unterstützen.

"In dem Maße, wie die natürlichen Ressourcen der Welt schwinden und sich das Klima verändert, wird der Bedarf an Nachhaltigkeitsforschung zunehmen, ebenso wie der Bedarf sowohl an integrierter Forschung als auch an klaren Rahmenbedingungen für die Durchführung solcher Forschung. Die Forschung zur Nachhaltigkeit ist für unsere gemeinsamen Interessen von entscheidender Bedeutung und wird mehr und mehr Zusammenarbeit über verschiedene Grenzen hinweg erfordern. Je klarer wir die Brücken zwischen diesen Grenzen artikulieren können, desto einfacher werden diese neuartigen Kooperationen sein" (Stock & Burton 2011, S.1106).

Wichtige Veröffentlichungen

Lang et al. 2012. Transdisciplinary research in sustainability science: practice, principles, and challenges. Sustainability Science 7. 25-43.

Defila, R. Di Giulio, A. (eds). 2018. Transdisziplinär und transformativ forschen. Eine Methodensammlung. Springer VS.

Brandt et al. 2013. A review of transdisciplinary research in sustainability science. Ecological Economics 92. 1-15.

GAIA Special Episode Labs in the Real World - Advancing Transdisciplinarity and Transformations.

Gibbons, M. (ed.) 1994. The new production of knowledge: The dynamics of science and research in contemporary societies. SAGE.

Wiek, A. and Lang D.J., 2016. Transformational Sustainability Research Methodology. In: Heinrichs, H. et al. (eds.). 2016. Sustainability Science. Dordrecht: Springer Netherlands.


Quellen

  • Lang et al. 2012. Transdisciplinary research in sustainability science: practice, principles, and challenges.
  • Kates et al. 2015. Sustainability Science.
  • Stock, P. Burton, R.J.F. 2011. Defining Terms for Integrated (Multi-Inter-Trans-Disciplinary Sustainability Research). Sustainability 3. 1090-1113.
  • Arnold, A. Piontek, F. Zentrale Begriffe im Kontext der Reallaborforschung. in: Defila, R. Di Giulio, A. (eds). 2018. Transdisziplinär und transformativ forschen. Eine Methodensammlung. Springer VS.
  • Gibbons, M. (ed.) 1994. The new production of knowledge: The dynamics of science and research in contemporary societies. SAGE.
  • Mauser et al. 2013. Transdisciplinary global change research: the co-creation of knowledge for sustainability. Current Opinion in Environmental Sustainability 5. 420-431.
  • Ruppert-Winkel et al. 2015. Characteristics, emerging needs, and challenges of transdisciplinary sustainability science: experiences from the German Social-Ecological Research Program. Ecology and Society 20(3). 13-30.
  • Hall, T. E. O'Rourke, M. 2014. Responding to communication challenges in transdisciplinary sustainability science. Heuristics for transdisciplinary sustainability studies: Solution-oriented approaches to complex problems. 119-139.
  • Allington, G. R. H., M. E. Fernandez-Gimenez, J. Chen, and D. G. Brown. 2018. Combining participatory scenario planning and systems modeling to identify drivers of future sustainability on the Mongolian Plateau. Ecology and Society 23(2):9.
  • Pfeiffer, C. Schodl, K. Fuerst-Waltl, B. Willam, A. Leeb, C. Winckler, C. 2018. Developing an optimized breeding goal for Austrian maternal pig breeds using a participatory approach. Journal fo Central European Agriculture 19(4). 858-864.

Weitere Informationen

  • Das INTREPID-Netzwerk dreht sich um transdisziplinäre und interdisziplinäre Forschung und führt hilfreiche Akteure und Erkenntnisse aus diesem Feld an.
  • TD-NET ist eine umfangreiche Schweizer Plattform, die Aktivitäten in diesem Feld organisiert und präsentiert. Dasselbe trifft auf den "Complexity or Control"-Blog zu, der an der Leuphana angesiedelt ist.
  • Das Reallabor-Netzwerk bietet ebenfalls nützlilche Informationen über Reallabore und TD-Forschung an.
  • Mauser et al. (2013, p.420) nennen in ihrem Paper die "Future Earth Initiative", die aus der Rio+20 Konferenz heraus entstand und "eine neue Plattform und Paradigmen für integrierte globale Umweltveränderungsforschung anbieten wird, die in Partnerschaft mit der Gesellschaft designed und durchgeführt wird, um das für gesellschaftliche Transformation hin zur Nachhaltigkeit notwendige Wissen zu erzeugen."